Jens Brösel

Jens Brösel – ein touristischer Lebenslauf

Es war eine dunkle Bombennacht am 19.11.1944 als Jens Joachim Brösel in Wentorf bei Hamburg das Licht der Welt erblickte. Nach dem Krieg wuchs Jens Brösel  in Hamburg-Eppendorf auf. Nach der Grundschule besuchte er zunächst das Gymnasium Hegestraße. Als die Familie nach Wellingsbüttel umzog, wechselte er auf die Mittelschule in Poppenbüttel, die er mit der mittleren Reife verließ.

Heinz Brösel, Jens Vater, betrieb eine Kaffee Im- und Exportfirma im Hamburg. Nachdem Jens 1962 die Schule verlassen hatte, meinte sein Vater zu ihm: “Lerne mal das Geschäft kennen – und mach eine landwirtschaftliche Ausbildung!“

Es folgte eine zweijährige Ausbildung auf Gut Frauenholz in Rethwischdorf. Dieses Gut gehört der Familie Schwarz und wurde damals geführt von Werner Schwarz, der der von 1959 bis 1965 auch Bundeslandwirtschaftsminister in der Adenauer-Regierung war.

Als junger Bursche erlernte Jens das Trompete spielen, denn sein Opa war Kapellmeister. Viele Jahre auch auf der HAPAG Imperator.

Während seiner Lehre auf Gut Frauenholz, spielte Jens Brösel in einer Dixieland Band in Hamburg. Jeden freien Abend und jeden freien Tag fuhr er nach Hamburg um mit seiner Band aufzutreten.

Nach Abschluß der Lehre und mit dem Titel staatl. geprüfter Landwirt in der Tasche, schickte sein Vater ihn 1965 dann nach Mexiko, um dort den Kaffeeanbau auf einer Plantage zu erlernen. Zunächst ging es mit einem Frachter sechs Wochen auf See über den Atlantik bis nach Vera Cruz. Von dort ging es weiter mit der Eisenbahn hinauf ins Hochland. Nach einer 24 stündigen Zugfahrt erreichte Jens Tapachula in Chiapas. Dort arbeitete er zwei Jahre auf der Finca Germania und „ritt sich den Hintern platt“.

Nach zwei Jahren hatte er zum ersten Mal Urlaub und reiste 1000 km nach Mexico City um mal wieder Stadtleben zu erleben. Dort lernte er in der deutschen Kolonie Vater Rolf und Sohn Rainer Blass kennen, Inhaber der Firma KOCH OVERSEAS TRAVEL AGENCY, Mitglied der Reisebürokette Koch mit Standorten weltweit wie z.B. New York, Monteviedo, Montreal, Frankfurt am Main, Hamburg. Begeistert von seiner Persönlichkeit, warben sie Jens als Incoming Director für das Reisebüro Koch Übersee an. Die Olympischen Spielen 1968 und die Fußball WM 1970 standen an, beide in Mexiko Stadt, und man brauchte einen deutsch/spanisch sprechenden Stationsleiter vor Ort. Plötzlich, mit 25 und ohne touristische Ausbildung, hatte er Kontakt zu allen großen deutschen Reiseveranstaltern wie DER, Touropa, Scharnow, Hummel, Dr. Tigges, Poppe Sportreisen und American Express. Das Geschäft mit Olympia lief gut, aber es gab auch immer mehr Rundreisen nach Yucatan und Chicheniza etc..

Bei einer dieser Rundreisen mußte Jens den indianischen Reiseleiter übersetzen. Dieser sprach aber so schlecht spanisch, das Jens ihn nicht verstand und er daraufhin seine eigenen Geschichten erzählte. Am Ende dieser Reise kam ein Teilnehmer auf ihn zu, stellte sich als Geschichtsprofessor vor und bedankte sich für diese lustige Reise. Er, Jens, habe zwar viel Unsinn erzählt, aber es sei ein großer Spaß für die Teilnehmer gewesen.

Ende der 1960er Jahre kam Jens Jungendliebe Hannelore nach Mexiko Stadt. Sie arbeitete für Siemens in Hamburg und nachdem sie in Mexiko geheiratet hatten, freute sich Siemens in Mexiko Stadt über diese versierte Kraft.

Es folgten 40 glückliche Ehejahre.

Während der WM 1970 war Jens der persönliche Referent von Bundestrainer Helmut Schön und der deutschen Fußballnationalmannschaft. Es gab wenige Menschen, die damals in Mexiko Stadt spanisch, englisch und deutsch sprachen und somit war Jens rund um die Uhr für die Mannschaft im Einsatz.

1971 ging es zurück nach Hamburg. Oma und Opa waren verstorben und mit 27 Jahren wollte Jens noch mal etwas anderes machen. Seine erste Station war das Karstadt Reisebüro in Eimsbüttel. Dort fing er als Reisebüroleiter an. Da er aber keine Ahnung von den Abläufen in einem Reisebüro hatte, warb er zwei kluge Mitarbeiterinnen von anderen großen Reisebüros ab, die ihn dann „anlernten“.

Nach einem Jahr wechselte er zum Karstadt Reisebüro in Kiel, von dort ging es weiter nach Wiesbaden und nach zwei Jahren weiter nach Frankfurt.

In Kiel trat Jens Brösel in den Skål Club ein.

Als Albert Uenk, Geschäftsführer von Karstadt Hamburg, 1976 in den Ruhestand ging, wurde Jens der jüngste Abteilungsleiter im Karstadt Reisebüro in der Mönkebergstrasse, dem damaligen Flaggschiff der Karstadt Reisebüros. Zu dieser Position gehörte damals auch eine Werkswohnung in Hamburgs feiner Parkallee.

Mittlerweile vom Skål Club Kiel nach Hamburg transferiert, war Jens Brösel von 1980 bis 1990 aktiv im Clubvorstand tätig.

Der Vorstand des Skål Club Hamburg von 1985
v.li.:Ernst G. Sommerkamp, Hans Murphy, Jens Brösel, Hans Köhler, Jutta Breyer, Gerd Prantner (Präs.), Karl-Theodor Waltherspiel, Ingeborg Langer, Dr. Jürgen Tietjen

1984 suchte Daniela Herz aus der Tchibo Dynastie einen Geschäftsführer für ihr TIPP Reisebüro am Gänsemarkt. Der Hamburger Skal Präsident Gerd Kuhlmann, Hamburgchef der Lufthansa, empfahl ihr, Jens Brösel als Geschäftsführer einzustellen. Der Wechsel zu TIPP folgte prompt. Während der nächsten 8 Jahre verfünffachte Jens den Umsatz im Reisebüro.

Das TIPP Reisebüro hatte durch Tchibo, Reemtsma und Beiersdorf Eventreisen (Beteiligung der Familie Herz an diesen drei Hamburger Firmen), eine neue Event Abteilung aufgebaut. 

Die Event Abteilung machte sich in ganz Deutschland mit den Events einen sehr guten Namen und akquirierte viele namhafte Firmen als Kunden. Unter anderem gehörte der Heinrich Bauer Verlag, VW, Frankfurter Allianz Versicherung, Hanse Merkur, Puma und die AGFA Fotopapier Abteilung dazu.

AGFA hatte 80 Kunden zum WM Fußball Qualifikationsspiel am 25. September 1985 nach Stockholm ins Rasundastadion im Stadtteil Solna eingeladen. Es ging um die Qualifikation für die WM 1986 in Mexico. Jens Team hatte alles locker organisiert, die Flüge, die Hotelzimmer, die Transfers, Eintrittskarten, die div. Mittag- und Abendessen und entsprechende Bustransfers. Was noch fehlte, war die Umsetzung des AGFA Wunsches, daß Berti Vogts, der damalige Bundestrainer der Nationalmannschaft, vor dem Spiel ein halbstündiges Interview vor den Gästen geben sollte. Zwei Probleme mussten geklärt werden: der DFB verneinte die Teilnahme von Berti Vogts, der musste vor dem Spiel in der Kabine bleiben. Aber Rainer Bohnhoff, der Co-Trainer könnte kommen. AGFA akzeptierte. Nun war das größte Problem, einen Raum für knapp einhundert  Männer vor dem Spiel und am Besten im Stadion zu finden. Die Kunden sollten auch noch Smöre Brote und Getränke bekommen und dazu an Tischen bequem sitzen. Von Hamburg aus war das Problem nicht zu lösen, also flog Jens mit einem Kollegen nach Stockholm und fuhr in den Vorort Solna um sich das Stadion und die Umgebung anzusehen. Oben vom Stadion sahen sie in der Nähe einen Kirchturm. Sie gingen hin und sahen die Lösung neben der Kirche – das großzügige Gemeindehaus. Zu Fuß fünf Minuten vom Stadion entfernt, der schwedische Pfarrer ein Fußballfan und dazu seine Gemeinde die besten Produzenten vom Smörebrot, mit Lachs, Ei und allen anderen Leckereien. Abgerundet mit Messwein, Limo und Leichtbier wurde daraus ein Fest. Die Gemeindekasse wurde entsprechend reichlich gefüllt, denn die Gemeinde ließ es sich nicht nehmen auch noch Rainer Bohnhoff, die deutschen Fans und den AGFA Vorstand bestens zu bedienen. Nach dem Spiel ging Jens mit seinem TIPP Kollegen nochmal zum Pfarrer und sie nahmen gemeinsam einige Abschiedsschlucke. Man ging als Freunde und das Ergebnis stimmte auch, 2:2 endete das Qualifikationsspiel und Deutschland fuhr 1986 nach Mexiko.

Nachdem er durch Herrn Dr. Heine von der TUI abgeworben worden war, schalteten die Mitarbeiter des TIPP Reisebüro am Gänsemarkt eine Traueranzeige in der Hamburger Morgenpost.

Die Traueranzeige in der Hamburger Morgenpost.

Zunächst wurde er 1991 Geschäftsführer der TUI ReiseCenter GmbH Hannover. Seine Hauptaufgabe bestand im Umbau der vielen kleinen Reiseagenturen in TUI UrlaubsCenter. Außerdem baute er in Deutschland das erste Reisebüro Franchisesystem auf, daß in den Folgejahren von Lufthansa City Center und anderen nachgemacht wurde. Nach 2 Jahren hatte die TUI 100 Reisebüros mit 1 Mrd. DM Umsatz und nur 20 Partnergesellschaften.

1996 wechselte Jens Brösel zu TUI Events. Mit Peter Schwenkow und der Deutschen Entertainment AG veranstaltete er in der Stierkampfarena in Palma, Mallorca, u.a. Oldieevents, ATP Turniere mit Boris Becker sowie 1999 „Wetten Dass“ mit Thomas Gottschalk.

Tagesschausprecher Karl-Heinz Köpcke war regelmäßig Kunde bei Jens Brösel

Es folgten verschiedene Beratertätigkeiten, u.a. für die Herren Schues und Rahe und ihre Deutsche Seerederei in Rostock und das Musical Buddy Holly sowie eine Geschäftsführertätigkeit bei OLIMAR Reisen in Köln.

Am 24. Dezember 1998 erreichte ihn ein Anruf von Peter Landsberger, Geschäftsführer der Deutsches Reisebüro GmbH. Am 27. Dezember 1998 unterschrieb er den Vertrag mit der Dertour. Der Geschäftsbereich Städtereisen und Olympiareisen machte damals rund 80 Millionen DM Umsatz, als er 2010 bei der DER in Rente ging, waren es 600 Millionen Euro.

Der Ruhestand wurde im wahrsten Sinne des Wortes ein Unruhestand: 5 Jahre war er noch aktiv als Berater tätig. Unter anderem für die Saarland Touristik und die Stadt Luxemburg. Außerdem war er aktiv im DTV Beirat und als Juror für die Touristik Marketing Brandenburg.

Aktuell vermarktet er für 10 Regionalsender wie Hamburg1 Dauerwerbesendungen in der Prime Time von 17.00 – 20.00 Uhr. Ein Beispiel sind die 5 bis 10-minütigen Spots der Romantik Hotels.

Seit 6 Jahren ist Jens Brösel in zweiter Ehe glücklich mit Eva Kötter verheiratet und lebt in Hamburg-Wellingsbüttel.

im März 2018

Alle Fotos Privat