Hans Murphy

Ein  r e i c h e s  Leben: Ereignis-reich, abwechslungs-reich, arbeits-reich und – alles in allem – erfolg-reich.

Geboren am 26. Juni 1922 in Hamburg in ein sehr liebevolles, fürsorgliches Elternhaus. Getauft auf den Namen Hans John Paul Murphy in Andenken an seinen Ururgroßvater John Murphy, der 1798 aus der irischen Heimat floh und sich in Hamburg niederließ. Daher der irische Nachname und seither die Tradition, das jeder männliche Nachkomme den Vornamen John trägt.

Die Zwanziger Jahre: Weimarer Republik

Die Dreißiger Jahre: Das „dritte Reich“. 1936 die Olympischen Spiele in Berlin – und mit gerade 14 Jahren eine 3-wöchige Fahrradtour durch Schleswig-Holstein bis Flensburg.

Die Schulzeit – die Hitlerjugend – der Fußball im SC Concordia – die Begeisterung der deutschen Bevölkerung – und die absolute Sicherheit auf Deutschlands Straßen.

Die Vierziger Jahre: 2. Weltkrieg

Als junger Soldat im Krieg von Februar 1941 bis zum bitteren Ende im Mai 1945, fast 5 Jahre.

Russland-Feldzug im Juni 1941 mit dem Reichsarbeitsdienst im Alter von 18 Jahren. Ab 1942 Flak-Kanonier im deutschen Afrika-Korps unter Rommel, später in der Deutschen Armee in Italien. Auf Rückzugskämpfen lernte er Sizilien – die Abruzzen – das Apennin – die Po-Ebene und Südtirol kennen. Von der Schlacht auf Sizilien 1943 und dem Inferno der Schlacht um das Kloster Monte Casino 1944 träumte er sein Leben lang.

Während der Kriegsjahre in Italien und der Kriegsgefangenschaft erlernte er die italienische Sprache, was ihm später beruflich zu Gute kommen sollte.

Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Oktober 1945 stand er – wie viele Millionen Deutsche – schlicht vor dem Nichts: In Eilbek 1943 „ausgebombt“, teilte er sich mit seinen alten Eltern und seinem Bruder ein Zimmer in der Bismarckstraße. Aber – sie waren wieder heil beieinander. Als Anzug diente ihm seine Wehrmachts-Uniform – mehr hatte er nicht.

1938, vor Kriegsbeginn, gab es in Hamburg nur 7 Reisebüros.

Im April 1938 hatte er seine Lehre im Reisebüro der Hamburg-Amerika Linie (HAPAG) begonnen, im damals schon legendären Verkehrspavillon am Jungfernstieg. Von dort ging er in den Kriegsdienst und im November 1945 kehrte er an seinen alten Arbeitsplatz zurück.    

Dann ging alles Schlag auf Schlag:

September 1946, gut ein Jahr nach Ende des Krieges – mit gerade einmal 24 Jahren Reiseleitung der ersten organisierten Reise von HAPAG nach dem Krieg nach List auf Sylt mit 120 Teilnehmern.    

Dezember 1946 ging es in gleicher Funktion nach Mittenwald in Oberbayern. 

Mittenwald, der Geigenbauerort am Karwendel, hatte es ihm angetan: Von 1946 – 1957 war er 9 Jahre lang jeweils die Winter- und Sommermonate in Mittenwald als Reiseleitung vor Ort. 9 arbeitsreiche, erfolgreiche und schöne Jahre in der Bergwelt Oberbayerns folgten. ABER in diesen 9 Jahren gab es im Sommer und im Winter keinen Sonntag und keinen freien Tag. Dienst ist Dienst!

Im Sommer 1948 nach der Währungsreform war Hans Murphy Zeit- und aktiver Ohrenzeuge bei der Gründung der „DER-Arbeitsgemeinschaft Ferienreisen“, später in Touropa umbenannt, der Keimzelle der heutige TUI.

Weihnachten 1948 übernahm er die erste Zugreiseleitung auf dem ersten Touropa-Sonderzug nach Ruhpolding.

1952 übernahm er die Leitung der ersten Nachkriegsreise von HAPAG.

1953 Leitung der Großen Italien-Rundreise von HAPAG mit 7 Tagen in Taormina.

Ende 1953 dann der große Sprung: Schiffsreiseleiter der ersten Kreuzfahrt der HAPAG nach dem Krieg zu den Kanarischen Inseln und Silvester vor Madeira. Mit der MS ITALIA. Das war damals nicht nur in Hamburg eine Sensation!

Eine Zeitung schrieb später: Hans Murphy zählt zu den Pionieren des deutschen Tourismus der Nachkriegszeit.

In den folgenden Jahren reiste er als Chefreiseleiter von HAPAG in Europa umher: Dalmatische Küste, Griechenland, Paris, Kopenhagen, Winters und Sommers in Mittenwald und im Frühjahr und Herbst in Italien. Allein nach Capri und Taormina macht er in den Jahren mehr als 15 mehrwöchige Reisen.

Ebenfalls 1953 machte Hans Murphy seinen ersten Flug, einen Rundflug über München.

Im Frühjahr 1956 ging er für HAPAG als Schiffsreiseleiter auf die MS SAGA und begleitete deren 6 Mittelmeer- und Orientfahrten. Kreuz und quer durchs Mittelmeer, die afrikanische Küste von Marokko bis Ägypten, Kairo und Luxor. Im vorderen Orient Beirut und Damaskus, in Griechenland Athen und die Ägäis und Malta und Istanbul.

In dieser Zeit lernte er die Häfen und touristischen Highlights kennen, die später im Rahmen der sogenannten „Murphy-Reisen“ attraktive Zielorte wurden. Ziele, die man heute nicht mehr gefahrlos anfliegen kann.

Im Frühjahr 1957 übernahm er die Leitung der 30-tägigen Luxus-Flugreise nach Indien und Ceylon. Eine High-Level-Reise auf höchstem Leistungsniveau. Kosten damals – 1957 – gute 8.000 D-Mark. Die Erwartungen waren entsprechend. Einige Höhepunkte waren: das imposante Taj Mahal – Benares mit Bootsfahrt auf dem Ganges und der Sonnenaufgang auf dem Himalaya oberhalb von Darjeeling. Die Münchner Illustrierte berichtete seinerzeit darüber in drei Folgen. Eine Luxus-Reise für Millionäre der damaligen Zeit. U.a. waren Romy Schneider und ihre Mutter Magda Schneider sowie Stiefvater Blatzheim dabei.

Romy Schneider im Februar 1957 in Agra vor dem Taj Mahal
Foto: Hanns Hubmann

Dann 1958, vom Vorstand der HAPAG persönlich ausgesucht: Hans Murphy wurde ganzjähriger Cruise Staff und Sprecher der Bordreiseleitung auf dem HAPAG Schiff TS ARIADNE. 18 Luxus-Kreuzfahrten nach Westafrika, ins Mittelmeer und in den vorderen Orient folgten. Ebenso ging es ins Nordland: Norwegen, Island, Spitzbergen und bis zur Polarkreisgrenze. Die Passagiere waren überwiegend Top-Manager, die damalige Society – und wer sonst noch Rang und Namen hatte: U.A. wieder Romy Schneider und ihre königliche Hoheit Prinzessin Stefanie von Preußen.                                                                                                                         

1959 war Schluß mit der hauptamtlichen Tätigkeit als Chefreiseleiter und es ging zurück zur geregelten Bürotätigkeit als Leiter der Touristik Abteilung in  s e i n e m  Verkehrspavillon Jungfernstieg.   

1960 organisierte er die erste Sonderzug-Schiffsreise „Silvester-Ball und Meeresbaden auf Helgoland“.

1961 kam die große Zäsur, die sein Leben grundlegend verändern sollte: die Hochzeit mit Frl. Karin von Lüder, Chef-Sekretärin des Leiters der Hapag Lloyd Reise-Organisation.      

1961 und 1965 kamen seine beiden Söhne zur Welt, von den er stets sagte, sie seien gut geraten Dank der Mutter.                                                                                                                                                           

1964 bis 1965 Interimistischer Büroleiter des Hapag-Lloyd Reisebüros an den St. Pauli Landungsbrücken.                                                                                                                                                                                                                                                               

1969 dann der Höhepunkt seiner touristischen Laufbahn: Übernahme der Leitung des Verkehrspavillon Jungfernstieg, dem Paradebüro der Hapag-Lloyd.

1969 – 1979 Leiter der Prüfungs-Kommission für den Ausbildungsberuf des Reiseverkehrskaufmanns bei der Handelskammer Hamburg.

Sommer 1973 – ein weiterer Höhepunkt: Cruise Director auf der MS ESTONIA mit dem seinerzeit durch das Fernsehen bekannten Astro-Professor Heinz Haber zur Beobachtung der zweitlängsten totalen Sonnenfinsternis des vergangenen Jahrhunderts querab der Kapverden im Mittel-Atlantik. 6 ½ Minuten wurde die Sonne vom totalen Mondschatten verdeckt. An Bord. Ca. 90 Akademiker und 7 Universitätsprofessoren. Es war eines seiner beeindruckendsten Naturerlebnisse.

1978 „Rundflug um die Erde“ mit Lufthansa: Frankfurt – Los Angeles – Tahiti / Ozeanien – Neuseeland-Rundfahrt – Sydney – Frankfurt.

1975 – 1989: die letzten Berufsjahre vor der Pensionierung: die „Murphy-Reisen“: Initiator und Veranstalter der nicht nur in Hamburg bekannten „Hapag-Lloyd Kurzflugreisen“, die ihm den Ruf als „Mr. Tagesflug“ einbrachten.

1975 Rundflug über Norddeutschland mit Hapag-Lloyd Flug.

1976 Deutschland Rundflüge

Ab 1981 der große Renner: „Ein Tagesflüge“ zu den interessantesten Plätzen Europas mit Hapag-Lloyd Flug.

Die Ziele: Danzig, Venedig, Florenz, Rom (mit Papst Audienz), Capri, Nizza / Monte Carlo, Budapest, Prag, Insel Jersey (mit Hummeressen), Loire-Schlösser, Dubrovnik, Irland, Malta, Island und weitere. Vielbeachtet: „Tagesflug nach Dresden“ im Mai 1987 zu DDR-Zeit. Tagesflüge zum Skilaufen auf die Zugspitze und zum Karneval nach Venedig.

Die Silvester-Flüge nach Rom, Kairo und Luxor, nach Istanbul, Marrakesch und Lissabon.

Die sensationellen „Nachtflüge in die Mitternachtssonne“ nach Tromsö / Nord-Norwegen. Über 60 ausgebuchte Flüge über den Polarkreis in eine taghelle Nacht. Ein Thema für die deutsche Presse, das ZDF brachte eine Reportage in den Abendnachrichten.

Im Sommer ging es zu den Opern-Festspielen in die Arena die Verona.

Außerdem Kurz-Flugreisen in die USA: Ostern und Pfingsten in New York, Frühling in Kalifornien, Florida und Bußtag auf Hawaii.

Und dann war Schluß mit lustig:

Juli 1987: Nach fast 50 Jahren Hapag-Lloyd kam die große Verabschiedung im Alsterpavillon auf dem Jungfernstieg. Es kam viel Prominenz aus der Touristik und aus der Hamburger Gesellschaft, vom Präsidenten des Deutschen-Reisebüro-Verbandes DRV bis zu Professor Heinz Haber. Vom Vorstand der Hapag-Lloyd AG gab es ein Zinn-Modell eines Airbus A-300 mit Widmung, von der Marktgemeinde Mittenwald ein Schnitzbild vom Geigenbauer Matthias Klotz und von Hamburger Journalisten ein Original-Straßenschild „Hans Murphy Stieg“.

Aber endgültig Schluß war noch nicht: Von 1987 – 1994 auf Wunsch des Vorstands der Hapag-Lloyd  AG freie Mitarbeit als Consulting Manager Touristik bei Hapag-Lloyd Flug in Hannover.

Oktober 1989: auf Einladung der DDR in Ostberlin zu Verhandlungen über Kooperationsmöglichkeiten. Der Vorstand der Hapag-Lloyd hatte die Absicht, ihn zum Sonderbeauftragten Hapag-Lloyd/DDR zu berufen.

November 1989 in Abu Dhabi /Vereinigte Arabische Emirate zu Vorbereitung von 4 Tagesflügen.

1991 – 1994 auf der DER Roadshow „Visit USA“ als Repräsentant von Hapag-Lloyd Flug. Außerdem für 4 Jahre als Reiseleiter auf dreiwöchigen Busrundfahrten durch die Bundesrepublik unterwegs – und das mit 70 Jahren.

Der Skal Hamburg Vorstand 1989
o.R.v.Li. Dietrich von Albedyll, Hans Murphy, Reinhard Stüttgen, Karl-Theodor Waltherspiel
u.R.v.li. Jörg A. Lunau, Ingeborg Langer, Hans Köhler, Jutta Breyer
Foto: Privat

1972 Aufnahme in den Skal-Club Hamburg, 1997 für 25-jährige Mitgliedschaft mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. 2002 folgte dann Ernennung zum Ehrenvorstandsmitglied als Dank für seine 18-jährige aktive Vorstandsarbeit.

Von 1976 – 1998 aktives Mitglied im Festkomitee des „Ball über den Wolken“ im Hotel Atlantic – seinerzeit DER Ball in Hamburg.

1983 Berufung in den Freundeskreis der Congregation der Alsterschleusenwärter S.C., eine honorige Hamburger Gesellschaft.

1984 ein aktives Jahr mit 94 Starts und Landungen.

Ebenfalls in den achtziger Jahren:

  • Die sogenannten „Murphy-Reisen“, die exklusiv nur im Verkehrspavillon buchbar waren.
  • Die beliebten Informations-Tage mit Länder-Experten für interessante Reiseziele.
  • Foto-Ausstellungen zu Reise-Themen
  • Filmabende im großen Kundenraum über außer-europäische Reise-Länder.
  • Open-Air Auftritte von Volksmusik-Gruppen vor dem Verkehrspavillon auf dem Jungfernstieg: von den Mittenwaldern bis zu den Mariachis aus Mexiko.
  • Die beliebten „Ischia-Tage“ mit Hunderten interessierter Besucher.
  • Im Winter die über viele Jahre vielbesuchten Filmmatineen in der Barke und im Ufa-Palast mit den beliebten TOUROPA-Farbfilmen. Eintrittskarten gab es exklusiv nur bei Hapag-Lloyd.

1987 Dankschreiben des irischen Ministers für Tourismus und Transport

1988 das 50-jährige Berufsjubiläum.

Der 1. Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Klaus von Dohnanyi, bestätigt ihm „Weltoffenheit und Unternehmergeist“.

Der norwegische Generalkonsul würdigt seinen Beitrag zur „Stärkung der völkerverbindenden Beziehungen beider Völker“.

1989 Verleihung des Ordens und Titels eines Cavaliere dell Ordine al Merito durch den italienische Staatspräsidenten Francesco Cossiga.

Reisen war seine Passion und sein Beruf.

Er war mehrmals auf allen 5 Erdteilen. Von Japan, Australien und Neuseeland im Osten – bis Hawaii und Tahiti in Ozeanien im Westen. Von Alaska und Spitzbergen im Norden bis zum Kap der guten Hoffnung und den Anden im Süden. In Asien: Indien, Ceylon, Thailand, Honkong und Japan. In Afrika häufig Marokko und Ägypten, Kenia, Tansania, Rhodesien Namibia und Südafrika, Senegal, Franz. Guinea, Sierra Leone. Viele Male in den USA, Mexiko, Argentinien und Brasilien – und wohl 15 x in der Karibik.

Hinzu kamen noch etliche Urlaubsreisen mit seiner Frau Karin und der Familie: Darunter allein 88 Badeurlaube – Meeresschwimmen war sein Hobby. 5 x Adria, 3 x Rotes Meer, 18 x Teneriffa, 11 x Dominikanische Republik, allein 38 Jahre im Juli auf Bella Ischia und 5 x auf Hawaii. Dazu Irland, Hongkong und eine große USA-Rundreise.

Ein langes, erfülltes und gelebtes Leben ging zu Ende als er kurz nach seinem 95. Geburtstag seine letzte Reise antrat.           

 

Dieser Text ist entnommen der Rede von Hans Murphy anläßlichn seines 95. Geburtstages 2017 und wurde von ihm persönlich zur weiteren Veröffentlichung noch zu Lebzeiten freigegeben.