Hans-Jürgen Utermühl

Hans-Jürgen Utermühl, am 22. April 1931 in Wernigerode geboren, wuchs in einer Gastronomenfamilie auf.  Seiner Mutter gehörte das Hotel Jacobs in Braunschweig. Da lag es nah, dass er nach der Schule eine Ausbildung an der Hotelfachsschule in Bad Wiessee machte.

Danach bewarb er sich beim Norddeutschen Lloyd und 1954 bekam er eine Anstellung als Kapitänssteward bei Kapitän Günther Rössing auf dem Fracht- und Passagierschiff Hessenstein. Nun stand ihm die Welt offen und er entdecke Länder im fernen Asien und machte nebenbei Bekanntschaft mit vielen interessanten Gästen. Eine unvergessliche Zeit.

Auszug aus den Aufzeichnungen von Hans-Jürgen Utermühl im Jahre 1957:

Irgendwo im Indischen Ozean….

Gedankenverloren geht plötzlich mein Blick zum Himmel, als ich den Kondensstreifen eines uns überfliegenden Flugzeugs erblicke. Sogleich gerate ich ins Schwärmen. Wäre es nicht toll, statt mit 13 Knoten das Meer zu durchpflügen, Dienst zu tun an Bord eines eleganten, fliegenden Clippers, der uns statt in Wochen in wenigen Stunden an unser Ziel brächte.

Nach fast 3 ½ jähriger Zeit auf See beim Norddeutschen Lloyd ging es wieder in den elterlichen Betrieb, aber Hans-Jürgen Utermühl fühlte sich nicht mehr wohl im kleinen, bürgerlichen Braunschweig, er wollte wieder raus in die Welt! Daher entschloss er sich 1958 nach Vancouver, Kanada auszuwandern. Zunächst arbeitete er dort kurzzeitig in einem Hotel, bevor er bei der Airline Canadian Pacific als Steward seine berufliche Laufbahn fortsetzte. Eine neue spannende Zeit beginnt, ein neues Land gilt es zu entdecken und die Fliegerei war zu der damaligen Zeit noch etwas Besonderes und hat ihm viele Erlebnisse beschert.

Auszug aus den Aufzeichnungen von HJU 

Es waren noch Zeiten (50er Jahre) jenseits vom Massentourismus, wegen der größeren Distanzen in ganz Nordamerika, das Flugzeug häufiger benutzt wurde. Generell aber waren Flugreisen Luxus und noch etwas Besonderes. Umso mehr legte man seitens der Fluggesellschaften, sowohl am Boden wie auch in der Luft, größten Wert auf persönlichen Einsatz und individuellen Service. Dementsprechend trafen auch die Fluggesellschaften bei der Auswahl des Personal am Boden, als auch in der Luft, höhere Ansprüche als in der heutigen Zeit. Deshalb sprach man auch von den „Goldenen Zeiten“ in der Luftfahrt. 

Drei erlebnisreiche Jahre bei Canadian Pacific folgten und Hans-Jürgen Utermühl hat diese Jahre später in einem Buch mit dem Titel „Kann Fliegen wirklich so schön sein?“  für seine zwei Töchter Claudia und Corinna und seine sechs Enkelkinder festgehalten.

Durch einen deutschen Barkeeper in einer Bar in Vancouver, lernte Hans-Jürgen Utermühl seine ihm damals noch unbekannte zukünftige Frau Hildegard bei einem blind date kennen. Hildegard war zeitgleich nach Kanada zu ihrem Bruder ausgewandert. Und wie es der Zufall so wollte, stammten beide aus Niedersachsen und verliebten sich in einander und waren seitdem ein Paar.

Nachdem am 17. März 1961 in Vancouver geheiratet wurde, wünschte sich die Mutter von Hans-Jürgen Utermühl, dass er und seine frisch angetraute Ehefrau Hildegard wieder nach Deutschland zurückkehren sollten. Zurück in Braunschweig musste Hans-Jürgen Utermühl wieder im mütterlichen Hotel arbeiten. Das ging nicht lange gut und so begann für Hans-Jürgen und Hildegard ein neuer Lebensabschnitt in Hamburg, als er 1962 bei Pan American Airlines als Sales Repräsentant begann. 

Mit seiner Erfahrung bei Canadian Pacific und seinen sehr guten Englischkenntnissen war er wie geschaffen für diesen Job und pendelte zunächst zwischen Braunschweig und Hamburg, denn das Geld war knapp. Ebenfalls 1962 wurde seine erste Tochter Claudia geboren. 1964 siedelte die kleine Familie nach Hamburg um und zog in ein Reihenhaus in Hummelsbüttel, 1965 wurde Corinna geboren. Dieses Haus war wie geschaffen für die vielen Feste und Feierlichkeiten mit Familie, Freunden und Geschäftspartner.

Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Großzügigkeit wurden hier gelebt.

Hans-Jürgen war ein begnadeter Netzwerker und sagte immer „Kontakte sind das A + O für den Verkauf“. Viele Kontakte wurden persönlich gepflegt und es gab zahlreiche Veranstaltungen im Stadtbüro für die Kunden, Reisebüro-Mitarbeiter und Sekretärinnen, oft verbunden mit einem guten Zweck.

Die Flugtickets wurden damals noch per Hand im Stadtbüro ausgestellt und es kam vor, dass bei Gruppenreisen, die leeren Tickets mit nach Hause genommen wurden und dann vom Ehepaar Utermühl abends gemeinsam am Küchentisch ausgefüllt wurden.

Die Zeit bei Pan Am war für Hans-Jürgen seine Beste. Es gab viele tolle Momente, Begegnungen und auch Erfolgserlebnisse. Nebenbei nutze die Familie Utermühl die Mitarbeitervergünstigungen für Flugtickets und bereiste die Welt anhand des Pan Am Flugplans … die Ziele waren auf der ganzen Welt und regelmäßig wurde im Herbst im warmen Florida Sonne getankt für den Hamburger Winter. Neben vielen Reisen in die USA, ging es auch nach Asien, Neuseeland sowie zu exotischen Zielen wie Saipan und die Turk & Caicos Inseln. Über die vielen Reisen hat Hans-Jürgen Utermühl auch ein Buch geschrieben mit Anekdoten und vielen Geschichten, die die Familie erlebt hat.

1980 übernahm er die Leitung des Stadtbüros am Colonaden 1 und war für die Hamburger Presse zuständig. Dazu der Auszug aus Stationen einer Luftfahrt Karriere von HJU:

Viel wichtiger für mich war es, direkte persönliche Kontakte zu Redakteuren der Fach- und Lokalpresse in Hamburg herzustellen. Hierbei war anfangs Alwin Bellman behilflich, bekannt als Gastro-Kritiker und Lokalredakteur vom Hamburger Abendblatt, mit dem ich bereits privat vom „Alster-Elbe“- Stammtisch bekannt war. Zu diesem Stammtisch im „KÖPI“ in Pöseldorf luden die Pächter Ehepaar Duve zum gemütlichen Beisammensein mit Ehepartnern ein, außer Bellmanns u.a. Karl-Ludwig Mönkemeyer, den Hafendirektor, Rudolf Bormann damals Chef der Alster-Touristik und einige mehr.

1985 begleitete er Journalisten auf dem ersten Direktflug von Hamburg nach New York JFK.

Gegen Ende der 80er Jahre ging es mit der Airline langsam bergab. Der Absturz des Pan Am Flugs 103 über Lockerbie, die Grenzöffnung zwischen Ost -und Westdeutschland, die die Einstellung des Flugverkehrs von und nach Berlin nach sich zog, führten 1991 zur Insolvenz von  Pan Am und für Hans-Jürgen Utermühl ging nach fast 30 Jahren eine berufliche Ära zu Ende.

Pan Am(erican World Airways) war eine der weltweit bedeutensten Fluggesellschaften und die erste, die mit einer Boeing 747 (Jumbo Jet) flog und die als erste Airline einen round-the-world Flug anbot. Pan Am setzte international Maßstäbe mit einem weithin bekannten Logo und dem Rufzeichen „Clipper“ ,die über sechs Jahrzehnte ein Synonym für Fortschritt und Innovation in der Luftfahrt war.  

Nach der Insolvenz von Pan Am war Hans-Jürgen Utermühl zunächst arbeitslos, denn ein Wechsel zur Lufthansa kam für ihn nicht in Frage.  Aber Hans-Jürgen Utermühl konnte nicht ohne Arbeit und so kam es, dass er für die Pressestelle des Hamburger Flughafens freiberuflich tätig wurde und Fotografen und Filmteams betreute. Darüber lernte er viele internationale Stars kennen.

Auszug aus den Aufzeichnungen von HJU:

„Mein Einsatz wurde verlangt wenn Foto-, Funk-, Film- und Fernsehmedien Aktionen auf dem Hamburger Flughafen planten und durchführten, damit die Abwicklung der Passagierabfertigung nicht behindert bzw. gestört wird. Auch hinsichtlich der verschärften Sicherheit in nicht öffentlich zugänglichen Bereichen, also im Abflugbereich, an der Rampe auf dem Vorfeld und an den Runways war meine Aufsicht unabdingbar um den Auflagen der FHG und  denen des Bundesgrenzschutzes, der heutigen Bundespolizei, folge zu leisten.“

Es wurde eine interessante Zeit mit Begegnungen bekannter Persönlichkeiten, Schauspielern, Models, Filmdreharbeiten oft ganze Nächte durch, angefangen für Produktionen wie „Tschonk“, James Bond 007, „Tatorte“, „Peter Strohm“ und andere Krimis, jede Menge Foto-Shootings und Nachtarbeiten für sehr aufwendige Werbespots sowie 2 Jahre lang einmal monatlich Betreuung und Aufsicht beim Aufbau und der Durchführung der NDR-Talkshow „Hermann & Tietgen“ aus der VIP-Lounge des Flughafens. Zwischendurch eine 5- monatige Festanstellung als Beauftragter des Flughafen für die Eröffnungsfeierlichkeiten des ersten neuen Terminal 3, fertiggestellt in 1993.

Bereits 1963 wurde Hans-Jürgen Utermühl Mitglied im Skal Club Hamburg. Er war ein aktives Mitglied und nahm mit seiner Familie an vielen Skal Events teil.  Alljährlich besuchten er und seine Frau den Ball über den Wolken im Hotel Atlantic. Diverse Skål Ausflüge und Skål Reisen standen auch auf dem Programm u.a. nach Budapest, Dresden, Wien und New York.

Es war ein schönes, ereignisreiches Leben – eine lange und interessante Reise ging dann im November 2018 zu Ende, aber viele spannende Geschichten bleiben in 6 Büchern und unzähligen Fotoalben für seine Familie erhalten.